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Was ist eine titulierte Forderung?

Im regulären Geschäftsalltag kann es immer wieder zum Forderungsausfall kommen. Mal ist ein Kunde zahlungsunfähig und müsste eigentlich eine Insolvenz anmelden, in anderen Fällen handelt es sich schlichtweg um eine Verweigerung aus unterschiedlichen Gründen. Sollte der anschließende Mahnprozess nicht zum Erfolg führen, streben viele Unternehmen (Gläubiger) ein gerichtliches Mahnverfahren an. Als Resultat kann das Gericht eine titulierte Forderung feststellen, die als Grundlage für eine nachfolgende Zwangsvollstreckung dienen kann.

Dafür erstellt das Gericht eine öffentliche Urkunde, die auch als Titel oder Schuldtitel bekannt ist. Sie dient als Nachweis der Vollstreckbarkeit und kann den weiteren Verlauf des Prozesses lenken. Ein Unternehmen hat aber auch andere Möglichkeiten, mit der Titulierung umzugehen. Wir erklären Ihnen in diesem Artikel die verschiedenen Optionen.

 

Wie kommt es zur Titulierungsankündigung?

Bevor das Gericht eine titulierte Forderung feststellen kann, muss das Unternehmen zunächst auf ein gerichtliches Mahnverfahren zurückgreifen. Hierfür muss sich der Schuldner im Zahlungsverzug befinden und das Unternehmen muss als Gläubiger einen gerichtlichen Mahnbescheid veranlassen. Sollte es innerhalb von 14 Tagen weder zur Zahlung noch zum Widerspruch durch den Schuldner kommen, kann das Unternehmen anschließend einen Vollstreckungsbescheid beantragen.

Der Schuldner hat dann wiederum 14 Tage Zeit, auf den Vollstreckungsbescheid zu reagieren. Bei einer Zahlung ist der Prozess sofort abgeschlossen, bei einem Einspruch folgt ein Klageverfahren. Sollte das Gericht im Interesse des Gläubigers entscheiden, dann stellt es die titulierte Forderung bzw. den vollstreckbaren Titel aus. Das Unternehmen kann dann als Gläubiger eine Zwangsvollstreckung erwirken oder sogar die Forderung verkaufen bzw. abtreten oder veräußern.

 

Was bedeutet Titulierung für den Schuldner?

Für den Schuldner kann die Titulierung dramatische Folgen haben. Zum einen muss er die Gerichtskosten tragen, zudem erfolgt oftmals ein negativer Eintrag in seiner Schufa-Auskunft. Das ist sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen mit unangenehmen Auswirkungen verbunden. Viele Einwohner in Deutschland nehmen fälschlicherweise an, die Schufa gelte nur für Privatpersonen, doch Unternehmen können ebenso einen negativen Eintrag erhalten.

Andere Unternehmen und Geschäftspartner können durch einen Eintrag bei der Schufa Rückschlüsse auf die Bonität ziehen und womöglich eine Zusammenarbeit verweigern. Erst drei Jahre nach der Begleichung der Forderung wird eine erledigte titulierte Forderung automatisch gelöscht bzw. der Schufa-Eintrag entfernt. Es gibt zwar die Möglichkeit, eine vorzeitige Löschung anzustreben, doch das ist in der Regel ein aufwendiger Prozess, der zumindest einen Rechtsanwalt erfordert.

 

Was bedeutet die titulierte Forderung für den Gläubiger?

Die Feststellung einer titulierten Forderung durch das Gericht ist die Grundlage für einen weiteren gerichtlichen Vollstreckungsprozess. Doch der Gläubiger profitiert zunächst einmal auch von anderen Vorteilen. So hat eine titulierte Forderung eine Verjährungsfrist von 30 anstatt von 3 Jahren, was dem Unternehmen genug Zeit lässt, die Zahlung auch zu einem späteren Zeitpunkt einzuholen.

Es kommt häufig vor, dass sich im Laufe der Zeit die Finanzlage des Schuldners wieder bessert und anschließend eine Vollstreckung angestrebt werden kann. Es gibt aber auch die attraktive Möglichkeit, eine titulierte Forderung zu verkaufen. Das Prinzip dahinter funktioniert ähnlich, wie man es von Inkassounternehmen bei offenen Forderungen kennt. Im nächsten Abschnitt erklären wir die Möglichkeiten dazu noch etwas genauer.

 

Titulierte Forderung verkaufen, abtreten oder veräußern

Ähnlich wie andere offene oder zweifelhafte Forderungen kann das Unternehmen auch eine bereits titulierte Forderung an ein Inkassounternehmen verkaufen. In der Regel ist der Preis dabei niedriger als der tatsächliche Wert, weil weiterhin ein Ausfallrisiko besteht, das sich nach der jeweiligen Finanzlage des Schuldners richtet. Je höher das Risiko, desto weniger wert ist die Forderung für das Inkassounternehmen.

Denn dieses muss anschließend weiterhin versuchen, die Zahlung von dem Schuldner einzutreiben. Da viele Unternehmen wissen, wie aufwendig dieser Prozess sein kann, geben sie trotz erwarteter Verluste Forderungen gerne an spezialisierte Inkassounternehmen ab. Das ermöglicht es ihnen, sich anschließend wieder voll und ganz auf das eigene Kerngeschäft konzentrieren zu können.

 

Verjährung der titulierten Forderung

Eine titulierte Forderung hat eine 30-jährige Verjährungsfrist und bietet dem Gläubiger damit ausreichend Zeit, die Forderung zu einem späteren Zeitpunkt noch einzuholen. Ohne einen gerichtlichen Mahnprozess und Schuldtitel verjähren Forderungen nämlich bereits nach drei Jahren und müssen dann als uneinbringliche Forderungen abgeschrieben werden.

Das mag auf den ersten Blick zwar nach ausreichend Zeit aussehen, doch im Geschäftsalltag können außergerichtliche Mahnprozesse besonders im B2B-Bereich bereits Jahre beanspruchen. Je nach Sachlage, Branche und Höhe kann eine titulierte Forderung also eine sinnvolle Maßnahme sein, um die sonst recht knappe Verjährungsfrist zu umgehen.

 

Wie kann man eine titulierte Forderung abwenden?

Ein gerichtlicher Mahn- und Vollstreckungsprozess ist praktisch immer mit einem sehr hohen Aufwand für beide Seiten verbunden. Der Gläubiger muss seine kostbaren Ressourcen binden, um den Prozess voranzutreiben. Dem Schuldner droht hingegen die Gefahr, dass er am Ende noch die Gerichtskosten tragen muss. Im besten Fall einigen sich natürlich beide Seiten darauf, auf den Prozess zu verzichten.

So bevorzugen einige Parteien beispielsweise eine Ratenzahlung, um die Schuld zu begleichen. Sollte das nicht möglich sein, gibt es womöglich nur noch eine Insolvenz als letzten Ausweg. Anschließend erfolgt eine Bewertung und der Verkauf der vorhandenen Insolvenzmasse. Selbst wenn diese nicht ausreicht, um alle Schulden zu begleichen, profitiert der Schuldner zumindest meistens von einer Restschuldbefreiung. Das bedeutet, die restliche Forderung nach der Restschuldbefreiung bzw. Insolvenz muss nicht mehr beglichen werden.


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Management Summary

  • Eine titulierte Forderung steht am Ende eines gerichtlichen Mahnverfahrens und kann als Grundlage für eine nachfolgende Zwangsvollstreckung dienen. Das Gericht stellt einen Schuldtitel aus.

  • Für eine Titulierungsankündigung muss das Unternehmen (Gläubiger) zunächst den gerichtlichen Mahnprozess durchlaufen und das Gericht muss im Sinne des Unternehmens entscheiden.

  • Der Schuldner muss durch eine titulierte Forderung mit negativen Auswirkungen rechnen: er muss Gerichtskosten tragen und der Schufa-Eintrag wirft ein schlechtes Licht auf seine Bonität.

  • Für den Gläubiger bedeutet es hingegen, dass die Verjährungsfrist sich auf 30 Jahre erhöht. Das räumt ausreichend Zeit ein, die Forderung zu einem späteren Zeitpunkt eintreiben zu können.

  • Zudem hat der Gläubiger die Möglichkeit, die titulierte Forderung an ein Inkassounternehmen abzutreten. Dieses zahlt zwar nur einen Teilbetrag, doch dafür übernimmt es das Ausfallrisiko sowie weitere Aufwände.

  • Ein gerichtliches Mahnverfahren bedeutet auch immer einen hohen Aufwand für das Unternehmen. Im besten Fall lässt sich eine titulierte Forderung frühzeitig abwenden und ein Kompromiss mit dem Schuldner erzielen.


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